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Robert Grötzsch: »Wir suchen ein Land. Roman einer Emigration«

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Neu herausgegeben von Maik Baumgärtner und Andreas Wassermann

Erscheint im Oktober 2025

Art.-Nr./ISBN: 978-3-948049-33-1 Kategorien: ,

Beschreibung

Sie haben ihr Land verloren, an die Nazis, den Terror und den Ungeist der Zeit – Karl, Gusti, Moses, Justus und zwei Jungs, die nur Peter und Paul heißen. Sie sind gefangen im Treibsand der Geschichte. Ihr Schicksal führt sie nach Böhmen in ein baufälliges Haus, die »Spinne«, gelegen am Rande eines Flusses. Dort leben sie, die politischen Flüchtlinge aus Nazi‑Deutschland, in einer unfreiwilligen Emigranten-Kommune, in der man um jedes bisschen Geld kämpfen muss. In den Nächten kehrt ihr verlorenes Deutschland als Albtraum zurück: Mit den Volksliedern im KZ, den Stiefeltritten und Knüppelschlägen, der Erniedrigung und Menschenverachtung. Die Tage gehören der bitteren Erkenntnis, nicht genug getan zu haben, um den Aufstieg der Nazis zu stoppen – und doch bleiben die unerschütterliche Sehnsucht nach einem sicheren, friedlichen Land, nach Liebe und die Überzeugung, das Blatt der Geschichte wenden zu können.

Der Roman ›Wir suchen ein Land‹ unterscheidet sich vor allem in Form und Schreibstil von der antifaschistischen Exilliteratur, die nicht in Vergessenheit geraten ist. ›Exil‹ von Lion Feuchtwanger, ›Arc de Triumphe‹ von Erich Maria Remarque oder ›Transit‹ von Anna Seghers sind komplexe, filigran verwebte Romane, die oft über Jahre oder mit zeitlichem Abstand entstanden sind. Robert Grötzsch schuf hingegen eine Momentaufnahme der deutschen Emigration in den 1930er Jahren. Es ist der schnelle Einblick in das erste Fluchtland, die Tschechoslowakei. Grötzsch schrieb hastig und konkret – Asphaltliteratur, wie sie in der Weimarer Republik Furore machte und von den Nationalsozialisten gehasst wurde. Auch das macht den Roman modern, ja gegenwärtig. Und, aktueller denn je: Es ist ein antifaschistisches Bekenntnis aus der republikanischen Mitte der Gesellschaft. Maik Baumgärtner & Andreas Wassermann

 

Zum Autor

Robert Grötzsch wurde am 10. März 1882 in Naunhof, einer sächsischen Gemeinde zwischen Leipzig und Grimma, geboren. Nach einer Ausbildung zum Klempner arbeitete er zunächst in seinem erlernten Beruf, veröffentlichte aber bereits erste Texte in sozialdemokratischen Zeitungen. Ab 1905 wurde Grötzsch Redakteur bei der Sächsischen Arbeiterzeitung in Dresden. Neben politischen Texten verfasste Grötzsch auch Kinderbücher für Arbeiterkinder, Kurzgeschichten, Romane und Theaterstücke. Seine Texte und Geschichten erschienen unter anderem in Die Glocke, im Vorwärts, im Volkswillen (Organ der Deutschen Sozialistischen Arbeitspartei in Polen), im Sozialdemokrat (Zentralorgan der Deutschen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakei) und im Neuen Vorwärts (Exilausgabe). Erfolg hatte er auch mit seinen Theaterstücken. Sein bekanntestes Werk, „Dyckerpotts Erben“, lief auf Bühnen im ganzen Land und kam 1928 als Stummfilm in die Kinos. Zwei Jahre später feierte „Journalist über Bord“, eine Komödie in vier Akten, am Staatsschauspiel Dresden Premiere. Bereits 1919 wurde Grötzsch Chefredakteur der Dresdner Volkszeitung und blieb es bis zu seiner Flucht in die Tschechoslowakei 1933. Andere Volkszeitungsmitarbeiter wurden von den Nazis ermordet oder in Konzentrationslager gebracht. Grötzsch floh schließlich aus der Tschechoslowakei nach Frankreich weiter. Bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs verfasste er im Exil meist unter dem Pseudonym Bruno Brandy Hunderte Essays, Glossen und Berichte. Grötzsch beschäftigten die Fehler der Demokraten im Umgang mit den Nationalsozialisten: die Verharmlosung, das Kleinreden. Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Frankreich konnte er schließlich über Spanien und Portugal in die USA entkommen. Nach Deutschland kehrte er nie zurück. Er starb am 6. März 1946 in New York.

Zu den Herausgebern

Maik Baumgärtner
Maik Baumgärtner (Foto © Dominik Butzmann)

Maik Baumgärtner, geboren 1982 in Jena, lebt in Berlin und schreibt seit 2011 für den Spiegel – meist zu Rechtsextremismus und Geheimdienstarbeit. Seine Recherchen erschienen auch im ARD-Politikmagazin Monitor und bei Deutschlandradio. Er ist Mitautor mehrerer Bücher und Broschüren über Rechtsextremismus, Drogenkriminalität und politische Geschichtsthemen. In den vergangenen Jahren hat er sich zunehmend kunsthistorischen und biografischen Recherchen gewidmet – insbesondere im Spannungsfeld von Politik und Kunst im 20. Jahrhundert. Im Bereich Investigation wurde er mit dem Deutschen Reporterpreis und dem Nannen Preis ausgezeichnet.

Andreas Wassermann
Andreas Wassermann (Foto © Sven Döring)

Andreas Wassermann, 1962 geboren in Memmingen und aufgewachsen in Ulm, studierte sieben Semester Geschichte, Germanistik und Politikwissenschaften in Hamburg, ab 1988 Volontariat bei der selbstverwalteten Wochenzeitung Hamburger Rundschau. 1990 ging er nach Dresden als Reporter der Dresdner Morgenpost und Korrespondent für die Leipziger Volkszeitung. 26 Jahre lang war er in Dresden, Frankfurt und Berlin Redakteur beim Nachrichtenmagazin Der Spiegel. Diverse investigative Recherchen führten ihn auch nach Italien. Wassermann wurde 2017 mit dem Deutschen Reporterpreis ausgezeichnet. Er lebt heute als Buchautor in Dresden.

Zusätzliche Informationen

Autor*in

Robert Grötzsch

Herausgeber*in

Andreas Wassermann, Maik Baumgärtner